Im Herbst 2008 erreichte uns folgende „Einladung“

 

WIGGERTALER HEIMATTAG

 

Gerne weise ich euch auf folgenden Termin hin:

- Samstag, 29. November 2008, 15.00 Uhr

- Schloss Wyher, Ettiswil

- Traktanden: Begrüssung, Ehrungen, Wünsche und Anregungen des Tagungsortes

 

Nach der Pause findet ein REFERAT von Kurt Lussi zum Thema GEISTER, TOD UND TEUFEL statt. Dieses Referat wäre für uns Karnöffler interessant.

Kurt Lussi bringt in seinem Referat das Maskenlaufen in Bezug zum Ahnenkult und zeigt Parallelen zu den religiösen und brauchtümlichen Vorstellungen anderer Kulturen auf. So erscheint die Fasnacht plötzlich in einem anderen Licht. Der Referent wird seine Ausführungen mit eindrücklichen Objekten veranschaulichen; z.B. werden auch die MOORSTRÄGGELE ein Thema sein.

Der "geschäftliche" Teil dieser Veranstaltung wird kurz gehalten sein. Das Referat verspricht interessant zu werden und wir laden alle Karnöffler herzlich ein, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Vielleicht wird es eine Art Einstimmung auf die kommendenen närrischen Tage und Nächte geben, wer weiss?...

Bis dahin NARRI NARRO aus KISSLEGG.

 

KKK Simon

 

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Interessant. Auf jeden Fall hatte mich der „Gwunder“ gepackt. Neugierig und gespannt folgte ich der Einladung.

 

Es stellte sich heraus, dass der Herr Lussi ein Gebildeter (nicht etwa eingebildeter) Mann war, welcher sachlich und präzise seine Erkenntnisse vermittelte.

 

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In seinem Referat erklärte er sachkundig die Bedeutung der Figuren. Am Beispiel der „Bärzeli-Buebe“ von Seengen / Hallwil  (vgl. Anhang) wurde der Symbol-Gehalt aufgezeigt.

 

Während „Herr“  und „Jumpfere“ für Reinheit, Schönheit, Jugend, und Tugend stehen, symbolisieren „Aut“ und „Lörtsch“ ihrerseits Hässlichkeit, Alter und Laster. Der schelmische „Spielchärtler“ steht für Lebensfreude, aber auch für den lasterhaften Spieltrieb. Der unordentlich wirkende „Lumpig“ bildet optisch den Gegensatz zum „Spielchärtler“.

 

Die beiden grünen Figuren, „Stächpaumig“ und „Tannreesig“, sind Symbole für Fruchtbarkeit, den Frühling und das immergrünende Leben.

 

Die drei Dürren, „Straumaa“, „Hobuspöönig“ sowie „Schnäggehüüslig“, weisen hingegen auf den unfruchtbaren, leblosen Winter hin.

 

Die Erkenntnis liegt auf der Hand; geradezu trivial.

Bei den Sagengestalten vom Enziloch geht es um verwunschene Gestalten. Hoffnungslose, in alle Ewigkeit verdammte Kreaturen.

 

Nichts da von Frühling, Fruchtbarkeit oder Leben in Fülle !!!

 

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Meinen Erlebnisbericht an den KK Kanzler :

 

Hochverehrter KKKanzler

 

Eurem Aufruf bin ich gefolgt: den Wiggertaler Heimattag habe ich besucht. Die Delegation der Zünftigen bestand aus AZM Meyer Beat und meiner Bescheidenheit …

 

Auf jeden Fall haben wir viel dazugelernt! Nach den Ausführungen des hochkompetenten Herrn Lussi ist klar, dass wir bei der Gewandung unserer Enzilochmannen gravierendste Fehler begehen! Wir liegen völlig daneben. Es braucht dringendst Nachbesserung: Massnahmen sind erforderlich! Ich schlage vor, dass sich die Gralshüter der hochwohllöblichen Karnöffelzunft mit denjenigen der Talherrengemeinschaft zu Tische setzen um sich diesbezüglich zu beraten. Dieses sollte schon bald geschehen; also innerhalb des laufenden Jahres …  

 

Es ergeht daher der dringende Aufruf zu Handen des Zunftrates, auf dieses Begehren einzutreten und den einen oder anderen Termin vorzuschlagen um dem Ansinnen, einer angemesseneren Gewandung der Brauchtumsfiguren Rechnung zu tragen, zu debattieren.

 

Gerne erwarte ich Euren Bescheid.

 

Hochachtungsvoll

 

 

HaPeErr

 

 

 

Die Antwort kam postwendend

(und leider auch abschliessend ; nichts weiter geschah!!)

 

Hochverehrter HaPeErr

 

Besten Dank für deine Rückmeldung, welche ich allen Zunfträten noch zukommenlassen werde. Schön, dass du dem Heimattag Folge geleistet und zusammen mit AZM Meyer da die Zunft vertreten hast. Wir werden dann versuchen, aufgrund deiner Voten die notwendigen Rückschlüsse zu ziehen und die Enzilochmannen neu einzukleiden, oder müssen diese etwa künftig sogar nackt einziehen...

 

Wünsche dir angenehme und gute Woche!

 

Bis bald und gute Zeit.

 

KKK KISSLEGG

 

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Nichts desto trotz gingen die Talherren daran, ein erstes Gewand aus Birkenreisig zu erstellen. Bereits im April 2009 wurde folgendes Bild publik.

 

 

 

Der Kommentar von unserem Mentor, Kurt Lussi :

 

 

 

Lieber Hanspi

 

Die neuen Reisig-Kostüme gefallen mir besser als die grünen. Und dies nicht nur optisch. Der Grund: die Talherren sind nach der Sage Seelen von Verstorbenen, die ihre Ruhe nicht finden können, weil es noch dies und jenes abzubüssen gilt. Sie repräsentieren folglich den Tod, die Finsternis und den Winter, weil ihre Seelen noch nicht zu neuem Leben im Licht berufen sind. Der Tod wird im Brauchtum seit jeher mit Reisig- oder Strohfiguren dargestellt, denn Reisig und Stroh versinnbildlichen abgestorbenes Leben, das es zu beseitigen gilt, um Platz für neues Leben zu schaffen. Im Frühjahr muss daher der durch Stroh oder Reisig dargestellte Tod dem Leben weichen. Darauf zurück geht z.B. das an manchen Orten übliche Böög-Verbrennen (kürzlich in Zürich). Das Grün (grüne Tannenäste, Efeu) symbolisiert hingegen neues Leben, weshalb die im Frühjahr auftretenden Fruchtbarkeits- oder Vegetationsdämonen meist Laubkleider tragen   (schönstes mir bekanntes Beispiel: Pfingstsprützlich in Sulz, siehe mein Buch "Lärmen und Butzen. Mythen und Riten zwischen Rhein und Alpen).

 

Soweit also meine Rückmeldung und Gratulation zum neuen Kostüm.

 

Ein lieber Gruss aus Ruswil

 

Kurt Lussi

 

 

 

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2009 

 

Freitag, 13.01.2009 : Rathaus-Saal in Willisau

Organisation : Verein für Volkshochschule Willisau

Das Thema lautete: Volksglaube - Aberglaube

Referent : Kurt Lussi 

 

Hier der Kurzbeschrieb in der Ankündigung des Vortrages:

 

Nach der Einführung des Christentums deutete das Volk wesentliche Teile der neuen Lehre in seinem Sinne um. Umgekehrt gingen im neuen Glauben heidnische Riten und Mythen auf, die heute als christlich interpretiert werden. Aus der Vermischung beider Elemente entstand der Volksglaube, der das Leben der Menschen zwischen Napf und Pilatus bis heute prägt. Besonders schöne Beispiele finden sich in den Bräuchen der Zentralschweiz.

 

 

Vortrag besucht mit AZM Peter Aregger

 

Im Anschluss an das Referat treffen sich die Interessierten noch im Restaurant Untertor. Bei einem Glas Bier werden sowohl die Erkenntnisse, als auch die Freundschaften vertieft.

 

 P.S. 

Wir trafen dort auch die Bewohnerinnen der Liegenschaft Chrutdose !

Zufall - oder nicht ? Ich weis es nicht ... 

 

 

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2012

Kino Cinebar Willisau

Film : Arme Seelen von Edwin Beeler

Mitwirkende : u. a. Kurt Lussi / Maria Kunz  …

 

09.12.2012 : Filmvisionierungung und „Vorstellung der kulturellen Hintergründe des Films mit anschliessender Diskussion / Pfarrei Sempach

 

 

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Samstag,  04. Mai 2013

Türst, Sträggele und das Wilde Heer

Wanderung im Rahmen der Ausstellung „Sagenhaft“ im Historischen Museum Luzern /  mit Kurt Lussi   /  zu geheimnisvollen Orten im Raum Ruswil

 

Fast alle Kulturen kennen die Vorstellung, wonach sich die Seele nach dem Tod von der sterblichen Hülle löst und in eine andere Welt übertritt. Bei den Kelten und den Germanen bildeten die Geister der Verstorbenen einen unsichtbaren Zug, der in stürmischen Nächten ins Jenseits reiste. Darauf zurück gehen die Sagen vom Türst, der Sträggele und dem Wilden Heer.

 

Themen

 

Türst und die Sträggele. Die Vorstellungen von einer beseelten Natur, Zauberpflanzen, verwunschene Orte und magische Rituale. Volksmagische Schutz- und Zauberzeichen mit Beispielen aus der Schenkung Zihlmann.

Halbtägiger Rundgang im Raum Ruswil

 

Treffpunkt 13.00 Uhr bei der Haltestelle Ruswil-Neumühle (Bus 61 ab Luzern)
Nähere Informationen und obligatorische Anmeldung: Historisches Museum Luzern

 

Im Anschluss an die kräfteraubende Wanderung treffen sich die Interessierten noch im Restaurant Rössli in Ruswil . Bei einem Glas Bier werden sowohl die Erkenntnisse, als auch die Freundschaften vertieft.

 

 

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2017

 

Am 19. September 2017 begleitete uns Kurt Lussi, der bekannte Lokal-Historiker und Sagenforscher, ins Enziloch. Er erklärte uns, dass er neuerdings Angehöriger des „Dracula-Club’s“ von London sei. Aus diesem Grund hatte er zahlreiche Geräte mitgebracht, um allfällige Geister aufzuspüren. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Geister nicht mit uns in Kontakt treten wollten. Ständig blieb der Sender stumm …

 

 

Nichts desto trotz erlebten wir eine weitere, unvergessliche Wanderung bei klassischer, herbstlicher Witterung in eindrücklichster Sagenwelt.