De Pfarrherr Fischer
& si Vikar

 

Ein Geizhals, der des Blutes Rest

Den Händen fleissiger Pflüger entpresst.

Ein Pfaff, der predigend Gottes Wort,

in Wollust lebte und Seelenmord.

 

 

Pfarrherr Johann Fischer in Willisau

 

 ( Comenius-Verlag : Sagenhaftes Hinterland / Band N° II  / J.J. Reithard : Talherren im Enziloch )

 

 

(Sämtliche Personen und Handlungen halten einer historischen Überprüfung eher nicht Stand. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder ähnliche Situationen aus jüngerer Vergangenheit sind rein zufällig ! ) 

 

Herr Pfarrer Fischer Johann und sein Knecht, Vikar Markus Zihlmann, trieben dereinst ein trauriges Spiel. Am Sonntag wurde von der Kanzel gepredigt. Von Gott und Heiland wurde geredet – aber vor allem von der ewigen Verdammnis. So wurden die Gottesdienst-Besucher förmlich zusammengefaltet, eingeschüchtert, verspottet und verhöhnt.

 

Vikar Markus Zihlmann kümmerte sich hingebungsvollst um die Ministranten. Sie waren doch lieb, so brav – und so naiv. Immerzu taten sie, was ihnen aufgetragen wurde. Stets waren sie dem Herrn und Meister treu ergeben. Und so ward Vikar Zihlmann mit seiner Betreuung, welche er sich wirklich zu Herzen nahm, stets befriedigt.

 

Pfarrherr Fischer war zu jeder Zeit bestens informiert, was die Tätlichkeiten seines Vikars anbetraf. Schliesslich nahm er ihm täglich die Beichte ab. Wobei er zu sagen pflegte: Der Herr im Himmel möge dir deine Sünden vergeben. Doch bedenke: ich vergesse nie !

 

Herr Pfarrer Fischer war ein strammer Mann. Unerschrocken und lauthals predigte er von der Kanzel. Und er war ein guter Redner. Das ist gewiss. Am liebsten schwang er die Moral-Keule. Da bekam jeder sein Fett weg. Die Himmlischen Gesetze kannte er bestens. In jeder Situation hatte er den richtigen Bibelspruch zur Hand.

 

Danebst wusste er sich fürtrefflichst zu organisieren. Landauf und landab war bekannt, dass er gerne der Leibeslust frönte. So plante er minutiös und weitsichtig die Termine, wann welches Weib bei ihm zu erscheinen hatte. Indes war Pfarrer Fischer nicht knauserig, wenn es um die Bezahlung ging.

 

Oral – anal oder  volles Programm: je nach Statur der Dame …

 

Was ebenfalls weitherum bekannt war, war seine Vorliebe für „Junges Blut“. Um es klar und deutlich zu formulieren: er bezahlte einen güldenen Taler, wenn er ein Mägdelein entjungfern durfte. ( In der heutigen Zeit wäre das weit mehr als 10‘000 Franken !!!) .

 

So brachten die moralisch aufgeschlossenen Hinterländer gerne ihre Töchter auf dem Pfarramt vorbei. Und Herr Pfarrer Fischer unterwies diese Mädels leidenschaftlich gerne im angewandten Sexual-Unterricht.

 

Herr Pfarrer Fischer hatte einen Onkel, welcher im Badischen Freiburg ein Kloster führte. Alsdann begab sich Pfarrer Fischer jährlich zur Fastnachtszeit auf Studienreise zu seinem Onkel; und nahm auf diesen Ausflug gleichgesinnte Pfarrleute mit.

 

Indes kannte diese illustre Truppe einen Wahlspruch :

 

Was macht ou das Wybervouch för’nes Gschtörm wege-me hämpfali warme Schlee …

 

In Freiburg kannten die Herren sämtliche Freudenhäuser. Dort wurden sie als Stammgäste begrüsst. Das war jeweils ein riesen Gaudi …

 

Pünktlich zum Aschenmittwoch war man dann zurück, um die Menschen zu ermahnen, begangene Sünden zu beichten. Pfarrherr Fischer hatte ein Heer von Horchposten – vor allem fromme Weiber, naives Gesindel, Denunzianten jedwelcher Art …

 

Während der Fastenzeit nahm er sich die Schwerenöter zur Brust. Jeder musste beichten – und zahlen! Die Höhe der Bussen bestimmte Pfarrherr Fischer rein willkürlich. Er kannte die finanzielle Situation seiner Schäfchen. Also entschied er von sich aus, was an Bussgeld zu entrichten sei.

Jawohl, er wollte Geld sehen, nicht etwa Reu‘ und Leid. Somit war er der Finanz-Optimierer der ersten Stunde.

 

Aus all diesen Gründen war Pfarrherr Fischer gefürchtet – nicht beliebt. Der nahezu allmächtige Pfarrherr war in der Lage, Furcht und Schrecken zu verbreiten. Es bereitete ihm Freude und Spass, wenn er einen säumigen Kunden von der Kanzel herab fertig machen konnte.

 

So kam es, wie es kommen musste. Pfarrherr Fischer erkrankte an der „Franzosen-Krankheit“. Schreckliche Geschwüre überzogen den ganzen Körper.

 

Doch damit nicht genug. Geschwächt und unfähig, auf der Kanzel zu predigen, suchten verärgerte Gesellen den Pfarrhof auf. Sie suchten und fanden ihn, zitternd wie ein Weib, in seinem Schlafgemach. Sie prügelten den nunmehr wehrlosen Pfarrer zu Tode und verscharrten die sterblichen Überreste draussen, beim Galgen-Käppeli. Eben dort, wo die zum Tode Verurteilten, Hingerichteten jeweils verscharrt wurden.

 

 

Somit wurde ihm kein christliches Begräbnis vergönnt.

 

Pfarrherr Fischer erfuhr indes keine Grabesruhe. Sein Geist schlich durch die Gassen. Vor allem zu nächtlichen Stunden wandelte er, aufgegeilt und sabbernd, den Schlafgemächern nach.

 

Diesen Geist einzufangen war für den Guardian ein leichtes Spiel. Ekelhaft war sein röcheln. Dümmlich und degeneriert sein Benehmen.

 

 

So wurde auch der Geist von Pfarrherr Fischer im Enziloch gebannt.